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Smalltape: The Ocean (Review)
Artist: | Smalltape |
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Album: | The Ocean |
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Medium: | CD | |
Stil: | Progressive Rock |
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Label: | Eigenvertrieb/Just For Kicks | |
Spieldauer: | 72:58 | |
Erschienen: | 28.07.2017 | |
Website: | [Link] |
„The Ocean“ - die Weite und Unergründlichkeit des großen Gewässers ist immer wieder ein beliebtes Thema in der progressiven Rockmusik. Man kann darin untergehen oder vor sich orientierungslos dahintreiben, vielleicht auch gegen die Strömung schwimmen oder sich gegen alle Gezeiten und Naturgewalten zur Wehr setzen, bis man „in einem Fluss“ ist. Genau das ist aus progressiv-musikalischer Sicht dem begnadeten jungen Musiker Philipp Nespital gelungen, der unter dem Namen SMALLTAPE mit „The Ocean“ ein sound-technisch und musikalisch dermaßen reifes Prog-Konzeptalbum, das leider vom gestalterischen her ohne Booklet und mit einem nicht wirklich ansprechenden Digipak daherkommt und so den Gesamteindruck etwas schmälert, raushaut, dass man dahinter ganz große alte Prog-Hasen, aber keinen progressiven Grünschnabel vermutet. Denn wenn ein noch nicht einmal Dreißigjähriger kunstvoll Siebziger-Prog, verspielten Art- und faszinierenden Jazz-Rock, Symphonisches, Klassisches und Bombastisches in einer Musik-Flaschenpost auf die Reise durch den Ozean schickt und diese unbeschadet jeden noch so gefährlichen Strudel überwindet, um am Ende im progressiven Hafen der großen Meister anzukommen, dann ist das garantiert nichts Selbstverständliches.
Oder um es in den Worten meines begeisterten Kollegen Schiffmann, welche er für das RockHard verfasste und denen ich hier nur zu 100% zustimmen kann auszudrücken: „Der diplomierte Tonmeister und Multi-Instrumentalist Philipp Nespital lässt mit ‚The Ocean‘ so ziemlich jede Konkurrenz weit hinter sich, falls er in seinem Feld nicht sowieso allein dasteht. SMALLTAPE klingen tatsächlich nach vertontem Ozean und gießen ein Füllhorn von Ideen aus, seien es opulente Instrumentalpassagen oder Chor-Arrangements und sogar virtuose Fusion-Jazz-Abfahrten oder nahezu klassische Singer-Songwriter-Momente. Die neben dem Schöpfer beteiligten sechs Musiker haben im wahrsten Sinn des Wortes Kino für die Ohren geschaffen, und das Geilste daran? Philipp bringt die Songs auch auf die Bühne. Unfassbar gut, also am besten gleich zweimal kaufen..."
Stellenweise driftet SMALLTAPE bei der musikalischen Umsetzung des komplizierten Konzepts, das sich um die Selbstfindung des Einzelnen dreht, der auf der Suche nach der (oder doch nur seiner) Wahrheit metaphorisch wie in die Tiefen eines Ozeans abtaucht, gehörig in die WILSON- bzw. PORCUPINE TREE-Gewässer ab, z.B. auf der Suche nach „Concrete Silence“, während bei der bombastischen Prog-Jazz-Rock-Nummer allererster Güteklasse, dem „Kaventsmann“, deutlich das Esbjörn Svensson Trio (EST) mit am Ruder saß.
Manchmal, oder sogar ziemlich oft, kommt einem in den vielen melancholischen Momenten und bei dem recht finsteren Textkonzept auch ein t in den Sinn, der sich leider viel zu oft in seiner übersteigerten musikalischen Selbstreflexion auf seinen letzten Alben durch übertriebene, selbstbemitleidende Wichtigtuerei ins Melancholie-Abseits stellte und in seinem eigenen, viel zu selbstverliebten und sich und seine Musik zu wichtig nehmenden Ozean untergeht.
„The Ocean“ von SMALLTAPE aber, hinter dem sich mit Philipp Nespital ja ein ähnliches musikalisches Multitalent wie Thomas Thielen verbirgt, stellt diesbezüglich das positive Gegenteil dar.
Nespital wirkt trotz aller Perfektion hinter seinen Kompositionen – ob live oder im Studio - erstaunlich locker, er verlässt sich auch nicht ausschließlich auf sich selbst, sondern bezieht hervorragende Gastmusiker – auch beim Gesang – mit ein und stellt im Ergebnis dieser Zusammenarbeit bei einem Interview im RockHard fest: „Gerade wenn Gastmusiker dabei sind, muss man sehr offen sein und alles aufsaugen, was sie einem an Input geben. Das ist unglaublich erfrischend.“
So schafft Nespital mit „The Ocean“ genau das, was anderen Perfektionisten in ihrem Hang nach totaler Selbstverwirklichung abhanden kommt: Er nimmt die Hörer mit auf seine Reise über den klangvollen Ozean, statt sie irgendwo inmitten der offenen Prog-See auf dem Rettungsboot auszusetzen und sich selbst zu überlassen.
FAZIT: „The Ocean“ von SMALLTAPE ist ein progressives, abwechslungsreiches, recht melancholisches, sich zwischen Art-, Jazz- und Symphonic-Rock geschickt hin- und herbewegendes Konzeptalbum für das sich der junge Multiinstrumentalist, Komponist und Toningenieur Philipp Nespital viel Zeit (insgesamt 6 Jahre) gelassen hat, um es endlich als hervorragend klingendes und kompositorisch ausgereiftes Gesamtkunstwerk zu veröffentlichen. Schon jetzt ist unweigerlich klar, dass es in Deutschland zu den progressiven Spitzenveröffentlichungen des Jahres 2017 gehört.
PS: Und wo das Album von Freunden guten Progrocks gekauft wird, ist ja eigentlich klar, genau hier mit einem Klick und nicht bei...
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- When The Waves Divide
- The Ocean Pt. 1
- The Shore
- Mirror
- The Sailor‘s Tale
- The Diver
- Kaventsmann
- Concrete Silence
- The Ocean Pt. 2
- Picture Of A Dawn
- Bass - Philipp Nespital, Alexandra Praet, Valgeir Dadi Einarsson
- Gesang - Philipp Nespital, Alexandra Praet
- Gitarre - Philipp Nespital, Stephan Pankow, Christoph Zitterbart
- Keys - Philipp Nespital
- Schlagzeug - Philipp Nespital
- Sonstige - O\s Sandsjö (Saxofon), String quartet on ”When the Waves Divide“, “The Ocean Pt. 1“, “Kaventsmann“, ”The Ocean Pt. 2“ and ”Picture Of A Dawn“ performed by Mar\n Funda (V1), Anne;e Köhler (V2), Dorian Wetzel (Vla) & Leonard Petersen (Vc)
- The Ocean (2017) - 13/15 Punkten
- Hungry Heart (2021) - 12/15 Punkten
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